Für meine freiberuflichen Aufträge arbeite ich digital, schnell und auf Zuruf. Zum Malen kehre ich zurück in die analoge Welt, arbeite mit den Händen, muss immer wieder warten und lernen, das Tempo aus dem Schaffensprozess herauszunehmen.“
Und trotz dieser Differenz zwischen Werbung und Kunst, zwischen Rechner und Leinwand sind seine gemalten Arbeiten untrennbar mit seinem umfassenden Verständnis digitaler Bildbearbeitung verbunden. Unnachgiebige Raster aus seriellen Rechtecken, die gewissermaßen als herausgespachtelte Pixel, mit Farbe gefüllt, ihre Hochglanzoberflächlichkeit verlassen, tastbar werden und organisch zu wachsen scheinen. Und doch geht es um mehr als eine handwerkliche Umsetzung digitaler Gestaltungsmöglichkeiten, greift er doch in seinen Bildern auf ganz klassische kunsthistorische Topoi zurück. So erinnert die Strenge des Bildaufbaus an die Konstruktivisten der klassischen Moderne, Farbauftrag und -verlauf an amerikanisches Actionpainting oder die goldenen Bildhintergründe an die Entrückung der Motive in der byzantinischen Überlieferung. Fredes Bilder übersetzen diese Traditionen behutsam und anschaulich in unseren immer mehr von digitalen Prozessen geprägten kulturellen Horizont.
Frede erweitert 2017 die geometrische Strenge der zurückliegenden Schaffensphase nun durch das Experiment mit dem Material, bedeckt den goldenen Grund seiner Arbeiten mit Rost und ebnet dem Betrachter einen Weg zurück in eine polymorphe Wirklichkeit. Dort, wo der Suprematismus einst jeden Bezug zur Wirklichkeit verweigert, bleibt das abstrakte Viereck zwar weiterhin die einzige denkbare Form zur Erklärung der Welt, aber es legt sich ein oxidativer Schleier über die Bilder, die uns – gleich einem barocken Vanitas-Stillleben – vor Augen führen, dass alles vergänglich ist: das Bild, sein Maler und schlussendlich auch seine Bedeutung. Ob es sich dabei um eine bloße Spielerei mit einem sich verändernden Werkstoff oder um eine bewusste Reflexion einer korrodierenden Gesellschaft handelt, liegt in den Augen der Betrachtenden.“